Haarcortisol und das Risiko eines akuten Myokardinfarkts

Akute körperliche Stressoren wie Operationen, Traumata und intensive körperliche Anstrengung sind bekannte Auslöser kardiovaskulärer Ereignisse. Der Zusammenhang zwischen akuter emotionaler Belastung und dem Herzen ist seit vielen Jahren umstritten. Emotionale Stressoren werden jedoch zunehmend als Auslöser von kardiovaskulären Ereignissen einschließlich Myokardinfarkt (MI) erkannt. Beispielsweise war am Tag des Erdbebens in Los Angeles im Jahr 1994 die Zahl der Herztoten und Krankenhauseinweisungen wegen akutem Myokardinfarkt zwei- bis fünfmal höher als die übliche Rate. Darüber hinaus scheint das Risiko eines Myokardinfarkts in der kurzen Zeit nach einem akuten emotionalen Stress wie einem Wutausbruch doppelt so hoch zu sein wie in anderen Perioden und kann ein häufigerer Auslöser sein als körperliche Anstrengung1. Während der Zusammenhang zwischen akutem Stress und kardiovaskulärer Mortalität und Morbidität gut belegt ist, gibt es immer noch Kontroversen darüber, ob es denselben Zusammenhang mit chronischem Stress gibt, sowohl physisch als auch emotional. Die Datenlage zu dieser Frage ist äußerst begrenzt, da es bisher keinen objektiven und zuverlässigen Modus zur Bewertung körperlicher Belastungen und zur Quantifizierung chronischer Belastungen insgesamt gibt. Darüber hinaus erschwert die Tatsache, dass alle Informationen zum Zusammenhang zwischen chronischem Stress und akutem Herzinfarkt aus retrospektiven Studien stammen, diese Frage noch weiter.

Sowohl physischer als auch emotionaler Stress aktivieren mehrere neuroendokrine Systeme, das wichtigste ist die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, die die Produktion und Sekretion von Glucocorticoiden (insbesondere Cortisol) aus der Nebennierenrinde stimuliert. Daher wird Cortisol als „Stresshormon“ angesehen, und bei Patienten mit akutem Stress, wie z. B. Patienten mit akutem Herzinfarkt, wurden im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen höhere Cortisolspiegel im Serum beobachtet.

Derzeit gibt es mehrere Modalitäten zur Messung des Cortisolspiegels, einschließlich Serum-, Urin- und Speicheltechniken. Alle diese Methoden stellen jedoch Indikatoren für akuten Stress dar und spiegeln nicht die Akkumulation von Stress im Laufe der Zeit wider.

In letzter Zeit besteht ein wachsendes Interesse an der Messung des Cortisolspiegels im Haar. Das Haar wächst etwa 1 Zentimeter pro Monat und die Haaranalyse spiegelt genau die langfristige endogene Cortisolproduktion wider. Dies stellt erstmals einen zuverlässigen Modus zur Messung der Akkumulation von Cortisol im Laufe der Zeit und einen potenziellen Biomarker für chronischen Stress bereit. Tatsächlich haben mehrere Berichte sowohl in Tiermodellen als auch beim Menschen einen Zusammenhang zwischen hohen Cortisolspiegeln im Haar und chronischem Stress gezeigt. Dennoch wurde der mögliche Zusammenhang zwischen Haarkortisol und dem Risiko eines akuten Herzinfarkts noch nicht untersucht.

Ziel der Studie:

Bewertung, ob die Cortisolspiegel im Haar bei Patienten, die mit akutem MI aufgenommen wurden, im Vergleich zu Kontrollen erhöht sind.